AMPri besucht das Reich der Mitte
Reisebericht von Marcus Dehning, Produktmanager/Strategischer Einkäufer bei AMPri
Unsere Geschäftspartner endlich wieder persönlich Treffen und Zählbares mitbringen – das war mein Ziel in diesem Jahr, nachdem ich, Corona geschuldet, 2019 das letzte Mal in China war. Ein eindrucksvolles Abenteuer, von dem ich in diesem Reiseblog erzähle, um ein wenig die Unterschiede der westlichen und östlichen Welt, die Herausforderungen und die Entwicklungen zu beschreiben. Vier Jahre war die Reise in das Reich der Mitte nicht möglich. Ich war gespannt, was sich alles verändert hatte, da China sich schon vor Corona rasant und
fortschrittlich entwickelt hatte. Aber erstmal galt es, die Hürde der Einreise zu
nehmen, was für sich genommen schon ein kleines Abenteuer war.
Los geht eine Chinareise mit der Beantragung und Bearbeitung des Visums,
welche vor ein paar Jahren noch gut zwei
Wochen in Anspruch nahm.
Die Chinesen haben diesen Vorgang nun etwas komplexer gemacht.
Hierzu gehört aktuell:
- Die Angabe der Reiseroute inkl. Kontaktdaten der Begleitpersonen.
- Die Nennung aller Provinzen und Städte die man besuchen möchte.
- Die Angabe über sämtliche Hotelbuchungen.
Im Zuge der Bearbeitung müssen zusätzlich Fingerabdrücke bei einer Visastelle persönlich abgeben werden. Diese werden
angeblich auf dem Reisepass gespeichert. Die Visabearbeitung hat sich damit verdoppelt und auf vier ganze
Wochen hinausgezögert. Für Chinareisen gilt also: Rechtzeitige Visumbeantragung! Der Antrag selbst umfasst
aktuell zehn Seiten, in dem jetzt auch Details aus dem
privaten Umfeld, wie Adresse, Kinder, etc. abgefragt werden. Als
DSGVO
gewöhnter Bürger etwas befremdlich.
Ist das Visum dann da, steigt die Freude auf die Reise wieder und nach mehrstündigen Flügen landete ich in Shanghai Pudong.
Der schon bekannte Prozess vor Ort, seine Fingerabdrücke an einem Automaten einzuscannen, wurde trotz der
Fingerabdruckspeicherung auf meinem Reisepass beibehalten. Einige Reisende dachten sich wohl, dass sie das jetzt
überspringen könnten, aber die ausgedruckte Bestätigung wurde tatsächlich bei der Passkontrolle kontrolliert und
eingesammelt. Reisende ohne Bestätigung wurden wieder zum Automaten verwiesen und da aller guten Dinge drei sind:
Auch
während der Passkontrolle wurden nochmal Fingerabdrücke genommen. Warum? Keine Antwort. Neben der
Fingerabdruckbestätigung ist den Grenzbeamten dann noch wichtig, dass man vorsichtshalber noch einen Zettel mit der
Reiseroute und den Kontaktpersonen abgibt. Einen Hinweis dazu habe ich vergeblich gesucht. Aber auch das ist schnell
erledigt, denn ich erinnerte mich an die Angaben, die ich schon in Deutschland gemacht hatte.
Eine nicht älter als 48h hochgeladene Selbstauskunft inkl. abfotografiertem negativen Covid Test, den man selbst
durchführen durfte, wurde ebenfalls abgefragt. Man bekam beim Hochladen einen QR-Code, der nun eingescannt wurde. Personen
mit erhöhter Temperatur mussten dann nochmal einen Schnelltest durchführen und vorlegen. Ich weiß nicht, was mit denjenigen
geschehen ist, deren Tests hier positiv waren.
Meine Temperatur war in Ordnung und so durfte ich endlich weiter.
Zwei Stunden hatte Ich nun schon auf dem Flughafen in der Einreisekontrolle verbracht und nachdem meinen Koffern auf dem Reiseband wohl langweilig wurde, stellte man diese in irgendeine Ecke. Da es nicht nur meinen Koffern so ging, begab man sich gemeinschaftlich auf die Suche nach seinem Hab und Gut und ich bin sicher, dass es schlussendlich auch etwas Gutes hatte, denn hier wurden Freundschaften für das Leben geschlossen. Nach etwas längerem Gesuche konnte nicht nur Ich mein Gepäck wieder glücklich an mich nehmen und aus dem Flughafen nach draußen treten, um eine der größten Städte der Welt, mit knapp 25 Mio. Einwohnern, zu bewundern.
Während meiner 14-tägigen Reise habe Ich 21 Produktionsstätten unserer Einwegprodukte besucht, in acht verschiedenen Hotels übernachtet und mit dem PKW sowie diversen Zügen oder Flugzeugen unzählige Kilometer zurückgelegt: Keine Funklöcher! Nicht mal auf dem Land. Keine Zugverspätung! Alles pünktlich. Das kennt man aus Deutschland leider nicht. Nun darf man nicht vergessen, dass allgemeine Zahlungen, wie z. B. Mautgebühren, digital überwiesen werden. Funklöcher wären dabei kontraproduktiv. Das chinesische System nimmt auch wenig Rücksicht auf die Bürger oder die Natur: Einen Funkmast, Windräder, Brücken oder Straßen zu bauen ist hier keine große Hürde und wird erledigt, sobald von der Regierung beschlossen. Egal, ob da jemand protestiert und im Weg steht. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es an jeder Ecke Überwachungskameras gibt. Das „Sicherheitsgefühl“ soll hier jedem vermittelt werden.
In den vergangenen 4 Jahren hat sich das Land trotz Corona weiterentwickelt. Uns bekannte Produktionsstätten wurden komplett modernisiert. Es wurde neu gebaut, angebaut und in moderne Technik investiert. Diese Investition war möglich, weil alle Fabriken während der Corona Pandemie enorme Gewinne zu verzeichnen hatten. Natürlich hört man auch die Forderungen der westlichen Welt in Bezug auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit in den chinesischen Fabriken. Dieses wird grundsätzlich in jedem Gespräch angesprochen und angeblich soll die Regierung die Industrie unterstützen, in den kommenden Jahren mehr und mehr auf Solar- und Windenergie umzustellen. Im Moment beziehen viele Fabriken ihre Energie aus subventionierter Kohle. Dass das in der „restlichen Welt“ nicht gerne gesehen ist, hat natürlich die chinesische Regierung auch schon mitbekommen und dafür gesorgt, dass auf den Dächern vieler Industriebetriebe und teilweise auch bei privaten Häusern Solarpaneele angebracht sind. Auch diese werden wahrscheinlich subventioniert sein und es ist fraglich, ob diese Solarpanelen überhaupt genutzt werden. Auf den Straßen sieht man im Verhältnis zu Deutschland mehr E-Autos. Die Infrastruktur hinsichtlich Ladesäulen für E-Autos ist nahezu komplett ausgebaut. Chinesen, die sich kein Auto leisten können, setzen inzwischen auf E-Roller, welche man in Massen auf den Straßen sieht. Nachhaltigkeit wird im täglichen Leben in den Vordergrund gestellt, um nach außen zu zeigen, wie wichtig das Thema auch für China ist.
Man sieht noch wenig Touristen in China. Die Besuche halten sich in Grenzen. Kunden aus Europa zögern China zu bereisen, teilen uns die Fabriken mit. In Anbetracht des komplizierten Visumantrags ist das nicht unbedingt verwunderlich. Dazu kommt die derzeit nach wie vor unklare Corona-Situation. Wenn man den verschiedenen Medienberichten Glauben schenken darf, treten aktuell ca. 40 Mio. Neuinfektionen pro Woche auf. Ende Juni werden ca. 60 Mio. Neuinfektionen pro Woche erwartet. Dazu kommt noch eine parallellaufende Grippewelle. Dennoch werden keine Lockdowns durchgeführt, dementsprechend auch keine Schließungen von Produktionsstätten. In China selber hört und sieht man nichts mehr von Corona, ähnlich wie hier.
Schlussendlich eine positive Reise mit vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen. Die Ausreise verlief
unproblematisch, dann aber doch mit einem kleinen Schrecken. Die Online-Selbstauskunft musste erneut ausgefüllt werden,
diesmal ohne Corona-Schnelltestergebnis, welchen ich selbst vorsichtshalber doch gemacht habe, da ein Kollege, mit dem ich
unterwegs war, ein positives Ergebnis hatte. Keine Sorge, er hat mich nicht angesteckt.
Ich freue mich auf die
nächste Reise nach China.
Marcus Dehning
Produktmanagement/Strategischer Einkauf, AMPri